MDZ

Der Monthly Dreizeiler über den Ursprung der Welt, den Hambacherforst, einen missverstandenen Begriff, Rassismus und ein Video für die Revolution

Ein Mal im Monat sammeln wir im Monthly Dreizeiler, was uns in letzter Zeit inspiriert hat, oder sogar augenöffnend war. Damit unser Blick dabei nicht von gedanklichen Scheuklappen eingeengt wird, sondern immer schön offen bleibt, gibt es hier auch Tipps von unseren Co-Autor*innen. Diesmal von Marie.

Lest und schaut los:

 

Marie
Marie hat Liv Strömquists Graphic Novel gelesen und bekam Antworten auf Fragen, ven denen wohl keine von uns wusste, dass wir sie stellen könnten.

Der Ursprung der Welt – Eine patriarchale Kulturgeschichte über ‚das weibliche Geschlechtsorgan‘

Das Comic Der Ursprung der Welt von Liv Strömquist beantwortet Fragen, von denen ich zum Teil noch nicht mal wusste, dass ich sie hatte:

Erstens, wieso hielt der Erfinder von Kellogg’s Cornflakes es für ratsam, Karbolsäure auf die Klitoris der Frau zu schütten? Zweitens, ist es Zufall, dass die Vulva (der sichtbare, äußere Teil des weiblichen Geschlechtsorgans) im Normalfall Vagina genannt wird – als würden äußere Bereiche des weiblichen Geschlechtsorgans nicht existieren? Und drittens, wer hat sich eigentlich überlegt, dass die Menstruation nicht mehr als magisch und heilig, sondern vielmehr als eklig gilt?

Liv_Strömquist_Ursprung der Welt 1

„Die scharfsinnigen Antworten haben mich genauso amüsiert wie entgeistert – eine absolute Empfehlung für alle, die sich mit der historischen Konstruktion und Kulturgeschichte der Vulva auseinander setzen wollen.“ – Marie

 

 

Die BRAND Film Trilogie von Susanne Fasbender

jgg2-6mychvl0jm2w-862nx-2
Titel des ersten Films

Die drei Filme sind Zeugen dessen, was der Braunkohleabbau im Rheinischen Braunkohlenrevier mit Natur und Menschen macht – physisch und psychisch, lokal und global. Lange war es still um den Protest gegen den Abbau und nicht nur im Rheinischen Braunkohlerevier, sondern auch in der Lausitz, Helmstedt und im Mitteldeutschen Braunkohlerevier, die teilweise bis 2045 abbauen dürfen.
Still ist es auch um die nicht sichtbaren psychischen Folgen aus Umsiedelung, Abriss ganzer Dörfer, Waldrodung und unübersehbaren 500 Meter tiefen Kratern. Susanne Fasbender spürt, mit dem Medium Film, auf kunstvolle Weise den gesellschaftlichen Konfliktlinien, Macht und Protest nach. Eine wertvolle Chronologie. Unter
isus@brandfilme.org könnt ihr die Filme anfragen und gemeinsame Filmabende organisieren.

Wer statt Filmgucken lieber raus gehen will, um sich dem goldenen Glitzermeer aus Aktivist*innen anzuschließen: der Protest geht weiter, gegen Braunkohle und für einen Strukturwandel für gute Arbeit! – Laura

 

 

Innovation – ein missverstandener Begriff

“Wir haben die Renaissance des Massenmenschen, der Massenkultur, und wir tun so, als ob diese Gemütlichkeit die darin steckt, – diese Verantwortungslosigkeit – etwas ist, mit dem man einfach so weitermachen kann!”

innovation

Mit diesem Satz trifft Wolf Lotter genau das Mantra unseres Magazins: bequem is over. In seiner Streitschrift für barrierefreies Denken befeuert Wolf Lotter das kritisch-kreative Denken und Freiraum für eine interdisziplinäre Innovationsgesellschaft, die keine Angst hat, Vergangenheit mit Zukunft zu verweben. Es ist eine Absage an die Arbeit im Hamsterrad und es formuliert Karl Marx’ Ideal  „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen“ in die Zukunft. Denn Innovationsgesellschaften brauchen “selbstbewusste Ichs, damit ein besseres Wir entstehen kann” so Lotter in seinem Buch. Wir sollten Möglichkeiten statt Alternativlosigkeit schaffen und zu Erkenner*innen, Erfinder*innen, Entdecker*innen und Ermöglicher*innen werden. Innovation und Transformation bedeuten nicht Vernichtung, sondern Verwandlung. Sie sind nicht per se das Moratorium des schon Vorhandenen.

Und so losgelöst von technokratischen Lösungen, hatte ich den Begriff der Innovation noch nicht betrachtet. Interpretiert als Entwicklungsprozess, in dem Umwege, Experimente und Fehler nötig sind, um komplexe Probleme lösen zu können. – Laura

 

 

Rassismus – Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden

Köpfe II besserDass Rassismus ein Thema ist, über das wir alle nochmal und immer wieder nachdenken müssen, das steht wohl außer Frage. Guter Ausgangspunkt ist die Sonderausstellung Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden, die ich letzte Woche bei einem Kurzurlaub besucht habe.

Die Ausstellung nimmt die Besuchenden nicht nur zu den absurden Keimzellen dieser menschenfeindlichen Ideologie mit, sondern thematisiert auch die gewaltvolle und heute noch alltägliche Praxis der Diskriminierung.

Schwarze FrauenIn vier Räumen finden sich dementsprechend Ausstellungsstücke, die belegen, wie es zu der Erfindung von (Achtung, gefährliches und zu Recht geächtetes Wort!) Rassen kommen konnte. Aber vor allem gibt es auch viele Interviewfilme, Musikvideos und interventionistische Videoinstallationen zu sehen: Hier kommen vor allem diejenigen zu Wort, die sich kritisch mit den Themen Alltagsrassismus, Debatten um Genetik und beispielsweise der Rückgabe von geraubten Kulturgütern auseinandersetzen. Die Ausstellung wurde unter Einbezug von Expert*innen, die selbst über rassistische Erfahrungen verfügen, vorbereitet. Deren Kommentare heben sich in den Ausstellungsräumen klar von den restlichen Begleittexten ab und fordern so immer wieder zum Innehalten und Hinterfragen auf.

Haut-Augen-und-HaarfarbentafelAuch und vor allem setzt sich das Deutsche Hygiene-Museum in dieser Ausstellung mit der eigenen Vergangenheit auseinander, denn während der NS-Zeit wurden hier vor allem propagandistische Menschenbilder verbreitet. Überhaupt widmet sich die Ausstellung deshalb auch folgender (Museums-)Frage:

   „Was darf man überhaupt ausstellen?“

– Die Ausstellung ist bis zum 06. Januar 2019 zu sehen. Geht hin und danach auf die nächste Anti-Pegida-Demo! – Emma

 

 

Last, but not least: (R)evolution.

Nach so vielen wichtigen und teilweise schwer verdaulichen Themen noch ein Video, das uns vergangene Woche von FUTURZWEI kredenzt wurde und das wir immer anschauen, wenn wir zwischendrin kurz den Mut verlieren:

We are not alone. We are many.

 

Das war unser erster Monthly Dreizeiler – mit ein paar mehr Zeilen. Habt ihr eines der Bücher auch gelesen? Wart ihr selbst im Hambacher Forst und habt der BRAND Trilogie etwas hinzuzufügen, oder vielleicht zu den Notizen über die Ausstellung in Dresden?

Und natürlich die wichtigste Frage: Was habt ihr eigentlich diesen Monat so entdeckt und für gut befunden?

Sharing is caring!

 

Von redaktion

Die zwölfköpfige Redaktion ist soziokratisch organisiert und immer offen für neue Gesichter! Falls du also Lust hast, deinem Talent ein Medium zu geben: Schreib uns an moin@trotzdem-mag.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert