Klimaschutz, das zeigen diese Meldungen aus den letzten Wochen deutlich, führt nach wie vor zu Uneinigkeit. Während sich der Unmut und die Forderungen der Bürger*innen nach zukunftsgewandten Rahmenbedingungen häufen, scheint die Bundespolitik für die Umsetzung der öffentlichkeitswirksam proklamierten Zielvorgaben auf die Tatkraft der kommunalen Strukturen zu hoffen –- getreu dem Leitsatz Think global, act local. Und auch die wissenschaftliche Forschung sieht in Gemeinden und Städten enormes Potenzial für die Erreichung der Klimaschutzziele.
Schlagwort: Sichtbar
Es gibt so viele tolle Menschen, die Dinge anders machen – leben und wirtschaften ohne Ausbeutung, Landwirtschaft nachhaltig gestalten, anders wohnen und leben wollen! Oft fehlt es diesen Projekten aber an der nötigen Sichtbarkeit – mit unseren Interviews und Reportagen ändern wir das!
Drei Schafe und zwölf Tourist*innen
Ich sitze an meinem Schreibtisch. Auf der Straße fahren Autos vorbei, die Vögel zwitschern, dern Fernseher ist an, mein Mitbewohner redet mit mir. Auf Instagram wurde ich unter einem Bild verlinkt, eine Freundin schreibt mir auf Whatsapp. Ich habe drei neue Mitteilungen auf Facebook, vier ungelesene Mails und zwei neue Snaps. Wie soll ich unter diesen Umständen darüber nachdenken, was jetzt noch in meiner Hausarbeit fehlt und welche Literatur ich dafür brauche?
“Wenn ich Kussgeräusche höre, will ich den Küssenden in Gesicht schlagen. Bin ich böse?” Erst seit Kurzem finden Betroffene unter dem Begriff Misophonie die Bestätigung, an etwas zu leiden, das weder nur sie betrifft, noch ihrem vermeintlich schlechten Charakter geschuldet ist.
Fast jede*r hat schonmal eine Petition für die Rettung der Sumatra-Tiger in Indonesien unterschrieben oder eine Dokumentation über bedrohte Tierarten im tropischen Regenwald gesehen. Aber wer hat schonmal eine Petition zur Rettung der Haselmaus oder des Braunkehlchens unterschrieben?
Menschenrechte im Ausverkauf
Nur wenige Wochen Stillstand des öffentlichen Lebens reichten aus, um eine der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegszeit auszulösen. Wie gravierend die Folgen der Corona Pandemie für die deutsche Wirtschaft werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Und trotzdem: Kurz nach Ausbruch des SARS-CoV-2 Virus begann die Regierung Maßnahmen einzuleiten, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen in Deutschland abzumildern.
Wo Gewalt leise bleibt
„Wahrscheinlich müssen wir noch eine ganze Weile ertragen, dass diese Scheiße stattfindet, wir müssen sie aber nicht akzeptieren,” kommentiert Sophie Passmann und meint mit „dieser Scheiße” sexualisierte Gewalt. Auch wenn das 15-minütige Video von Joko und Klaas, in dem Sophie Passmann durch die Ausstellung ‚Männerwelten’ führt, durchaus diskutabel ist und wichtige Perspektiven unterschlägt, ist die Reichweite doch enorm: Gut zwei Millionen Menschen sahen die Sendung live im Fernsehen, mehr als drei Millionen auf Youtube. Ein neuer Fokus auf geschlechtsspezifische Gewalt? Das wäre wunderbar!
Muhende Kühe, die Katze räkelt sich auf dem Hof in der Sonne, reetgedeckte Backsteinhäuser umgeben von Grün – es ist leise. Oder aber: Leerstehende Geschäfte im Ortskern, ein Bus am Tag, die Internetverbindung stockt – es ist leise geworden.
#2 leise – ein Zustand?
Pssst. Hier ist sie, unsere zweite Ausgabe von trotzdem. Leise – das beschreibt einen akustischen Zustand, in dem nichts oder nur sehr wenig hörbar ist. Gar nichts? Gibt’s nicht. So richtig leise, das sind wir doch gar nicht mehr gewöhnt, oder wann hast du das letzte Mal deinem eigenen Puls gelauscht, Langeweile stillschweigend ausgehalten und dem Rauschen der Bäume zugehört?
Dezember 2019. Ich bin auf dem Weg nach Nortorf, um dort mit Mona Kraus zu sprechen, einer der Gründerinnen des Vereins Wandelwerke e.V..
Die Erde mit ihren verschiedenen Ökosystemen, mit ihren Meeren, Seen, Wäldern, Wüsten und Wiesen gibt es seit Milliarden von Jahren, also schon immer. Tier- und Pflanzenarten verschwanden, passten sich an und entstanden neu. Dann ist vor vielen Tausend Jahren der Mensch aufgetaucht und hat angefangen sich die Welt so zu gestalten, wie er sie verwenden will. Er reißt Wälder ab, baut Häuser, Straßen — ja, ganze Städte.
Die Alte Mu bleibt trotzig
Die Alte Mu in Kiel gibt es seit mehr als sieben Jahren – von ersten Projekten in einem (fast) leerstehenden ehemaligen Hochschulgebäude bis zu dem selbsternannten „Zentrum der Kreativität und Soziokultur in Kiel“, das es heute ist, war es ein weiter Weg. Friederike Kopp, genannt Rike, war fast von Anfang an dabei. Ich treffe mich mit ihr, um mehr über das Projekt Alte Mu, die Widerstände seitens Land und Stadt und die aktuelle Situation zu erfahren.
Aminata Touré ist seit August 2019 Vizepräsidentin des Landtags SH. Sie ist jung, weiblich, schwarz und Grünenpolitikerin — das klingt nach einigen trotzdems. Auf Instagram folgen wir ihr schon lange und lieben ihre Art und Weise uns in den politischen Alltag mitzunehmen. Deshalb haben wir uns für unsere erste Ausgabe dazu entschlossen, sie nach ihrem trotzdem zu fragen.
Die Bevölkerungszahlen der deutschen Städte wachsen stetig: Wohnraum wird knapp und teuer, der Platz in der Stadt ist begrenzt. Steigende Bevölkerungszahlen bedeuten mehr Autos in der Stadt. Verstärkt wird das Ganze noch durch Tourist*innen und Lieferdienste. Mittlerweile liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Autos in der Stadt bei nur 20 km/h. Die Städte sind verstopft.
Solidarität. Das Wort hat sich in meinem Kopf eingenistet und egal was ich lese, ständig legt mein Gehirn irgendwelche Solidaritätsschablonen drüber. Eine dieser Querverbindungen hat dafür gesorgt, dass mir nun klarer geworden ist, warum die Welt nicht viel solidarischer ist.
Jede Woche fordern 10.000 junge Menschen auf Demonstrationen globale Solidarität ein. Wir wollten wissen, wie sowas in der Praxis aussehen kann – gelebte Solidarität. Dafür müssen wir aus Flensburg gar nicht weit reisen, keine 20 Kilometer entfernt in Wanderup sitzen wir im Esszimmer von Judith Oeltze und Hendrik Henk. Die beiden betreiben zusammen einen Gärtnerhof, der als solidarische Landwirtschaft organisiert ist, und versorgen so wöchentlich zahlreiche Haushalte mit regionalem und saisonalen Gemüse.
Sol dar tät – Fehlt da nicht was?
Wie kann er uns einfach so kollektiv vorwerfen, nicht solidarisch zu sein? Was weiß er denn schon? – Ende April ist es schon relativ warm und wir schlendern diskutierend von der Vollversammlung der Solidarischen Landwirtschaft nach Hause.