Aus der Redaktion

Aus der Redaktion // Unter uns

Unter uns: Wir haben ein Vorstellungsvideo gedreht. Im Hochsommer, mit Schweiß auf der Stirn. Deshalb haben wir noch ein Vorstellungsvideo gedreht, aber keinen geraden Satz heraus bekommen. Deswegen haben wir beschlossen, dass Videos (erstmal) nicht unser Medium sind. Stattdessen haben wir einander schlicht und einfach interviewt, unter uns.

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Laura fragt Emma:

Emma, wir haben jetzt unsere Komfortzone verlassen und die ersten Schritte außerhalb der Komfortzone getan. Unser Logo ist verpixelt. Wie fühlst du dich dabei?

 

(lacht) Das ist ok. Es ist wirklich ok. Ich finde, dass es nicht von Anfang an perfekt sein muss. Wir starten gerade etwas und dabei dürfen wir auch lernen – deswegen kann das Logo auch noch geändert werden, alles kann sich noch verändern und dafür steht the transitioneer auch. Dazu gehört eben, sich zu verbessern, um dann irgendwann ein unverpixeltes Logo zu haben. Goals.

Das Leitthema in unserer selbstgebauten Denkwerkstatt ist: „Es gibt kein besseres Problem zu lösen!“ – Nenne mir deine drei Lieblingswerkzeuge, um Probleme zu lösen!

Erstens kritisches Denken! Man kann nie kritisch genug sein. Das ist manchmal – vor allem für sich selbst – anstrengend, aber ich glaube man ist selten zu kritisch. Gleichzeitig ist ein anderes Werkzeug wichtig, in gewisser Form die ‚Milde’. Denn Menschen anzugreifen, die in die richtige Richtung gehen, aber eben noch nicht richtig in die richtige Richtung, halte ich für kontraproduktiv. Das dritte Werkzeug ist deshalb vielleicht auch das ‚Miteinander Sprechen’, also Kooperation. Nur, wenn wir miteinander sprechen, können wir voneinander lernen.

Was findest du furchtbar unbequem,
kannst es aber nicht mehr anders machen?

Ich finde es unbequem, dass ich mich jedes Mal im Supermarkt unwohl fühle. Ich würde mich lieber wohlfühlen. Aber ich kann nicht mehr nicht sehen wie viel S*** da in den Regalen steht. Auch in der Fußgängerzone geht es mir oft so. Es wäre bequemer einfach durch die Fußgängerzone zu gehen und das geil zu finden.  

Warum brauchen Veränderungen so viel Zeit?

Erstens, weil die Menschen träge sind. Und zweitens, weil Veränderungen gut durchdacht werden müssen. Für diejenigen, die etwas verändern wollen, bedeutet das viel Denkarbeit: Es muss nur das verändert werden, was schlecht ist. Veränderung kann deshalb zum Beispiel auch darin bestehen, etwas abzuschaffen. Deswegen braucht Veränderung Zeit. Und eben auch, weil das, was verändert werden muss, die Gesellschaft ist und die ist eine träge Masse.

Jetzt eine leichte Frage. Danke. 

Was ist es, das dich gerade beschäftigt?

Bibliotheken. Eigentlich sind das ja Orte der Zusammenkunft, die schon in unseren Stadtzentren angelegt sind! Und gleichzeitig werden sie heutzutage so wenig genutzt. Sie sind zwar da, wirken aber oft verkommen und ungemütlich. Ich habe grade erfahren, wie Bibliotheken in Skandinavien völlig anders gedacht werden: Die Bibliothek wird nicht nur als Ort der Bücher und Medien, die man ausleihen kann, genutzt, – was in Zeiten von Netflix sowieso keiner mehr tut – sondern als Ort der Begegnung, wo zum Beispiel auch die Geschichten von anderen Menschen erfahren werden können.

 

 

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Emma fragt Laura:

Laura, warum machst du dir eigentlich diese ganze Arbeit?

Die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit hat schon während meines Bachelors angefangen. Das fühlt sich ein bisschen an, als wäre damals eine Tür aufgegangen und man konnte dahinter nichts sehen und wäre deshalb in den Raum reingegangen und hinter einem wäre die Tür zugefallen und man käme nicht mehr raus. Kaum hat man sich einmal zu viel mit veganem Essen auseinandergesetzt, war man drin… Und dann hat sich das so kumuliert: Zuerst habe ich mich vegan ernährt, dann habe ich aufgehört shoppen zu gehen und so ging das halt immer weiter. Plötzlich studiere ich Transformationsstudien und kann nicht mehr zurück.  

Und warum machst du the transitioneer? Das ist ja ganz schön viel Arbeit… Wir haben schon vor ziemlich genau einem Jahr das erste Mal gebrainstormt.

Weil the transitioneer zwei Fähigkeiten von mir verbindet. Einmal die Fähigkeit zu gestalten. Ich habe im Bachelor Grafikdesign studiert. Dann noch die Fähigkeit, sich zu überlegen, was für ein Problem es gibt. In Flensburg habe ich eben gesehen, dass es eine ganz schön große alternative Szene gibt. Die funktioniert analog gut, aber aus der Blase raus, kann sie nur wenig wirken. Und da kam dann die Idee auf, diesen Gap online zu schließen.
Zudem lerne ich, durch the transitioneer, auch was: Ich lerne andere Leute kennen und, wie sie Veränderungen angehen. Auch wenn das auf den ersten Blick klein aussieht, sind das alles letztlich Werkzeuge im Sozialen, die wir brauchen, um große Transformationen herbeizuführen.

Was war das Wichtigste, dass du bisher gelernt hast? Während der Konzeptionsphase jetzt.

Dass wir keine Angst haben sollten, zu unperfekt zu sein und dass es sympathisch ist, wenn man Fehler macht.
Wir standen uns selbst im Weg mit unserem Perfektionismus. Wir haben ein halbes Jahr lang rumgeeiert, ohne uns einzugestehen, dass wir zu hohe Ziele und Vorstellungen davon hatten, wie das hier aussehen soll. Wir haben ewig gewartet, weil wir irgendwie Angst haben zu failen. Aber uns kann nichts passieren. Im schlechtesten Fall haben wir 65 Euro ausgegeben und das war dann halt eine schlechte Investition. Aber selbst das stimmt nicht, weil wir unfassbar viel gelernt haben, finde ich.  

Was bringt dich auf die Palme?

Leute, die sehr hohe Ansprüche an andere Menschen haben, selbst diesen eigenen Ansprüchen aber nicht gerecht werden, also mit zweierlei Maß messen. – Menschen, die mich dafür verurteilen, dass ich in manchen Sachen noch ein kleiner Proll bin, der keinen akademischen Hintergrund hat. Sowas macht mich rasend: Verurteilt zu werden, für etwas, was ich gerade noch lerne.

Ich finde, wir sind gerade in so einer Übergangszeit, in der viele Leute viel dazu lernen und da sollte man einfach sagen: Okay, sie tun wenigstens was und lernen.

Letzte Frage: Bist du aufgeregt, dass es jetzt endlich los geht? Oder hast du sogar etwas Angst?

Ich habe die Angst überwunden. Also, wenn man mal diese kleinen Schritte gemacht hat: Mal ein Bild auf Instagram gepostet und mal auf Twitter was gelikt und den ersten Leuten gefolgt… dann ist es so wie in der vierten Klasse, Schulaufführung an Weihnachten: Der Moment, in dem man auf die Bühne tritt und alles still ist und man das Publikum noch nicht sehen kann. Und man hat so Herzrasen und fällt fast ohnmächtig um. Aber dann steht man da, sagt die ersten zwei Sätze und dann beruhigt sich alles. Dann geht es.

Von redaktion

Die zwölfköpfige Redaktion ist soziokratisch organisiert und immer offen für neue Gesichter! Falls du also Lust hast, deinem Talent ein Medium zu geben: Schreib uns an moin@trotzdem-mag.de

2 Antworten auf „Aus der Redaktion // Unter uns“

Habe mir Eure Ideen gerade angeschaut und finde viel mE Wichtiges und auch sehr Sympathisches.

Bitte berichtigt mich, wenn ich falsch liege mit meinem Eindruck, dass auch der Rebell um des Rebellierens Willen bei Euch stark ist. Es erinnert mich an diesen Satz „Das Geheimnis des Wandels besteht darin, Deine Energien zu lenken nicht in das, was Du bekämpfen möchtest, sondern in das, was Du erschaffen möchtest.“

Liebe Grüße

Lion

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